Mein Kollege, das Affengehege und die Frauen
Das Telefonat mit einem ehemaligen Kollegen hat mich inspiriert, hier kurz zum Thema „Wieso werde ich eigentlich so oft von meinen Kollegen und auch meinem Chef missverstanden?“ zu schreiben.

Mein Kollege, das Affengehege und die Frauen

D

as Telefonat mit einem ehemaligen Kollegen hat mich inspiriert, hier kurz zum Thema „Wieso werde ich eigentlich so oft von meinen Kollegen und auch meinem Chef missverstanden?“ zu schreiben.
Mein Kollege erzählte mir, dass er das Gefühl habe, in seiner Firma irgendwie in die Defensive geraten zu sein. Auf meine Frage, welche Erklärungen er denn dafür habe, meinte er, er habe das Gefühl, ständig nur noch missverstanden zu werden.

Komisch, dabei ist unsere verbale Kommunikation an sich doch eine so einfache und klare Angelegenheit.
Mmmhh, wenn man weiß, wie sie, warum, wann, in welcher Situation zielführend funktioniert, ist sie wirklich einfach. Denn: Wir Menschen verhalten uns alle weitgehend gleich.
Und doch ist es häufig so unendlich schwierig, nervig, aufreibend, stressig gar und oft in Ärgernissen oder Missverständnissen endend.
Warum bloß?
Weil wir immer wieder der irrigen Annahme erliegen, wir würden rein rational handeln und entsprechend rational kommunizieren.
In Wirklichkeit aber folgen wir Verhaltensregeln, die wir oft in freier Wildbahn wiederfinden, am trefflichsten in jedem Affengehege beobachten können.

Mein Ex-Kollege ist ein recht extrovertierter Zeitgenosse. Unter anderem deswegen schätze ich ihn so. Extrovertierte Menschen sind aber eben meist etwas lauter als Andere, gestikulieren etwas mehr als Andere, haben insgesamt eine etwas ausgeprägtere Körpersprache, wirken auf Andere deswegen immer leicht „beunruhigend“.
Missverständnisse sind vorprogrammiert.

Unser Blick ins Affengehege
D

a wirkt der junge Schimpanse, der laut und wild mit den Armen rudernd durch´s Gehege rast wie ein Angreifer auf die Anderen – obwohl er es ja nicht so meint. Sein Temperament lässt ihn nur so erscheinen.
Und dann die Machtverhältnisse. Mein Ex-Kollege ist wirklich ein höchst kompetenter, erfahrener und im Umgang mit seinen Mitarbeitern sehr empathischer Mensch.
Aber natürlich hat auch er einen Vorgesetzten. Der ist schon ewige Zeiten im Unternehmen, hat ein gutes Netzwerk und – die Macht. Und er hat noch etwas.
Er hat Angst vor dem Kollegen, bei dem er spürt, dass er ihm in vielen Belangen unterlegen ist. Nebensache, dass mein Ex-Kollege bei den Mitarbeitern deutlich beliebter ist.
Der Chef, der sich unterlegen fühlt, der Angst hat, ist gar nicht in der Lage, auf Augenhöhe zu kommunizieren. Druck ist kein guter Wegbegleiter. Und Druck erzeugt ganz nebenbei immer auch Gegendruck.
Da sind weitere Missverständnisse vorprogrammiert.

Schauen wir ins Affengehege
W

enn der Clan-Chef der Schimpansen das Gefühl hat, ein Anderer oder Jüngerer will ihm seinen Platz streitig machen, gibt´s mächtig Theater.
Betrachten wir die Kommunikation zwischen den Geschlechtern, wird´s noch ein bisschen komplizierter. Hier schauen wir vielleicht erst einmal wieder ins Affengehege. Dort läuft die Partnerwahl immer so, wie man es sogar beim homo sapiens hier und da auch noch erlebt:
Die Kerle protzen gewaltig herum, die Damen schreiten zur Wahl.
Die Herren Schimpansen sorgen für´s Futter, die Damen für die Aufzucht der jungen Wilden.

Und wie läuft´s bei uns?

Da kommt doch so manch Einer schnell auf den Gedanken, Frau und Mann sind nicht füreinander gemacht.
Nun, aus kommunikativer Sicht ist die Harmonie zwischen Frau und Mann immer wieder mal eine Herausforderung.
Männer wollen Fakten. Und Zahlen. Und Daten. Und Ergebnisse.
Und kein Lamenti. Keine Gefühlsduselei.
Frauen sind von Natur aus anders. Nicht, dass sie nicht auch Top-Jobs machen können. Natürlich können sie das.
Ich finde, es gibt viel zu wenig Frauen in hohen und höchsten Führungspositionen. Gerade weil sie eben auch da anders kommunizieren als Männer. Manche behaupten, wohltuend anders. Ich gehöre dazu.
Aber sie lieben eben auch Lamenti. Hört sich nach Klischee an, ist aber eben keins.
Machen wir uns also nix vor, das kann an sich gar nicht gutgehen.
Loriot hat das Leben so wunderbar beobachtet. Er hat es verstanden und wie ich meine, ganz wundervoll in Szene gesetzt.
Auch wenn es vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß ist, hier nur ein Beispiel:

Warum leben Frau und Mann dennoch zusammen?
Ein spannendes Thema, hier allerdings würde es momentan zu weit führen.
Nur soviel:
Im Gespräch gilt es, Toleranz zu zeigen und vor allem zu lernen. Lernen, was der oder die Andere denkt und fühlt und vor allem, warum. Sind es die Gene, die den Unterschied machen, ist es die kindliche Prägung, oder von allem ein bisschen?
Von allem etwas. Frauen beanspruchen bei der Kommunikation beide Gehirnhälften, während Männer meist nur auf die linke zurückgreifen.
Und was ist mit der Prägung?
Verschenken Sie eine Barbie-Puppe an einen kleinen Jungen? Eben.
Da sind Missverständnisse also schon mal in der Hälfte aller Gespräche meines Ex-Kollegen vorprogrammiert.

Zu der Tatsache, dass mein Ex-Kollege eine sehr angenehme, warme und tiefe Stimme hat und sein Chef eher rumwispert habe ich nur eine Frage an Sie: Wem hören Sie wohl lieber zu?

Und abschließend noch unsere Wahrnehmung. Zwei Menschen schauen sich dieselbe Sache an, denselben Film, dieselbe Rede, dieselbe Situation. Anschließend berichten beide Menschen von jeweils völlig verschiedenen Events.
Sie nehmen Dasselbe unterschiedlich wahr. Da sind Missverständnisse vorprogrammiert.

Kommunikation ist etwas Wunderbares.
Wenn wir wissen, wie sie wann warum funktioniert.