Coaching 1 – History
„Gibt es etwas, was Sie an sich verändern möchten?“
„Oder anders gefragt, was mögen Sie an sich nicht so sonderlich?“
ls ich die ersten beiden Fragen meines Verhaltens-Coaches gehört hatte, musste ich erst einmal schlucken. Denn schon auf dem Weg zur ersten Antwort war ich gezwungen, mich offen und ehrlich mit mir selbst auseinanderzusetzen.
Das ist nun Jahre her, aber diese Selbstreflektion begleitet mich auf meinem Weg. Der ist ja auch nicht zuende.
Also der Weg des Lernens, der Entwicklung, der Veränderung.
Und darum geht es beim Coaching.
Ein Coach hilft, den Weg vom Alten zum Neuen zu entwickeln, hilft neue Perspektiven zu entdecken. Der Coachee muss den Weg aber selbst aktiv gehen. Der Coach hilft dabei, Unsicherheiten, Blockaden und vielleicht auch Ängste seines Coachees vor dem Unbekannten abzubauen. Damit der sich neuen Potenzialen nähern kann.
Der Coach unterstützt, Ziele im Auge zu behalten, auch wenn sich auf dem Weg dahin Hindernisse zeigen.
Er hilft, Widerstände zu überwinden.
Er hält seine helfende Hand hin. Er ist die Hilfe zur Selbsthilfe.
Der Weg zu einem neuen Ziel geht immer mit Veränderungen einher und damit mit Unsicherheiten. Denn wer alte Pfade verlässt und unbekanntes Terrain betritt, muss sich erst neu orientieren, um alte Sicherheit zurückzugewinnen.
Daher ist es von größter Bedeutung, dass es zwischen Coach und Coachee ein Vertrauensverhältnis gibt. Wenn es zwischen beiden nicht „passt“, können sich beide die größte Mühe geben, es wird nicht zu wirklich guten Resultaten kommen. Das ist ähnlich wie mit einem Bergführer.
Auf dem Weg über Gletscherspalten und Felsüberhänge ist Vertrauen das A und O, nur dann wird er mich ans Ziel bringen können.
enerationen von Spitzensportlern verdanken ihm Erfolge: Timothy Gallwey, kalifornischer Tennis-Coach, Harvard-Student, Offizier der US-Marine und Buchautor.
Sein erster Bestseller „The Inner Game of Tennis“ darf als Geburtsstunde des mentalen Coachings angesehen werden. Denn er verwies darin auf die elementare Bedeutung der Psyche, auf den sportlichen Erfolg oder eben Misserfolg. Jeder sportliche Wettkampf bestehe aus einem äußeren und einem inneren Wettstreit, so seine Theorie.
„Das äußere Spiel wird gegen einen äußeren Gegner gespielt, um äußere Hindernisse zu überwinden und ein äußeres Ziel zu erreichen.“ Mit dem inneren Spiel sei das Spiel gegen sich selbst gemeint. Es findet im Kopf statt, die Gegner heißen Konzentrationsschwäche, Nervosität, Selbstzweifel oder Angst vor´m Sieg. (Gallwey 1974)
Die Erkenntnis, dass Menschen ihre „inneren Wettkämpfe“ auch in allen anderen privaten und beruflichen Zusammenhängen führen, machte sein Buch nicht nur zum meistverkauften Tennisbuch der Welt. Es war auch der erste Schritt auf dem Weg zum modernen Business-Coaching.
Wie so oft, wenn es um Neues geht, waren die Amerikaner Vorreiter. US-Unternehmen und ihre Führungsetagen lernten vom Hochleistungssport. Noch heute tun sich die Amerikaner ja deutlich leichter, wenn es um neue Wege und Veränderungen geht, zumindest im Vergleich mit uns Europäern.
Hier brauchte es einige Zeit, den Begriff „Coaching“ aus dem Sport in der Arbeitswelt zu etablieren. Nur langsam wuchs die Akzeptanz, dass Coaching als Unterstützung bei der Gestaltung von Veränderungsprozessen in Unternehmen nützlich sein könnte.
Im Lauf der 1990er Jahre entwickelten sich unterschiedliche Formen wie Führungs-, Konflikt- oder Team-Coaching. Und Ende des Jahrtausends etablierte sich Coaching auch zur Unterstützung der persönlichen Herausforderungen wie Karriere-, Führungs- oder Verhaltens-Coaching.
Personalentwicklung hat immer das Ziel, Leistungspotenziale zu erweitern. Dies bedeutet immer, einen Veränderungsprozess in Gang zu setzen und neue Wege zu gehen.
Wege, die mit einer Reise in unbekannte (unbewusste) Regionen verbunden ist. Dabei lernen Menschen oftmals sich selbst und auch andere zumindest in Teilbereichen neu kennen.
Und das führt bisweilen zunächst zu enormer Verunsicherung.
Die Coaching-Kunst besteht darin, dem Coachee zu helfen, diese Verunsicherung zu überwinden und das anvisierte Ziel zu erreichen.
Aus der Welt des Sports gibt es viele Beispiele herausragender Coaches:
Günther Bosch war in Deutschland einer der ersten Coaches, der in der großen Öffentlichkeit wahrgenommen wurde.
Er machte Boris Becker zum Champion.
Peter Graf, nun gut, er war auch Vater der einzigartigen Steffi Graf.
Franz Beckenbauer mit seiner 90er-Weltmeister-Elf und Jürgen Klinsmann.
Ein besonderer Coach, der 2006 mit der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußballweltmeisterschaft für besondere Momente sorgte. Ein Sommermärchen – ohne Titel – bemerkenswert.
Und gar so, als schlösse sich ein Kreis, Boris Becker ist seit 2014 selbst als Coach enorm erfolgreich, mit der Nummer 1 im Herren Tennis, Novak Djokovic.
Bemerkenswert ist die Begründung von Becker, was seinen Erfolg angeht:
„Mein Alter hat zwar einige Nachteile, aber auch den Vorteil, dass ich schon fast alles erlebt habe. Ich kann ihm Dinge über mein Leben erzählen, die ich nicht aus Büchern gelernt habe, sondern auf Trainingsplätzen, in Hotels, (……………) oder sonstwo erlebt habe. Ich glaube, er kann davon profitieren. Ich bin ein Geschichtenerzähler (……..). Da geht es damals wie heute um gleiche Dinge. Es geht um Emotionen, es geht um Druck, es geht um Gegner – und es geht ums Gewinnen.“
(FOCUS online, Marco Plein, 18.04.2016)
In all´ diesen Fällen wurde deutlich, dass die Coaching-Qualität ganz maßgeblich von Charisma, von der Persönlichkeit, von der Expertise und von den Lebenserfahrungen des Coaches abhängt.
Gleiches gilt für die Arbeitswelt. Anders als im kommerzialisierten und omnipräsenten Sport stehen die Coaches der Wirtschaftswelt weit weniger in der Öffentlichkeit.
Aber auch hier sind sie Sparringspartner, geben Anregungen und Impulse.