Kommunikation in der digitalisierten Gesellschaft
ie Digitalisierung wird weiter für tiefgreifende Veränderungen in allen Bereichen der Gesellschaft sorgen.
Im Bildungssektor, in den Unternehmen, in der Politik, im sozialen Miteinander.
Zwangsläufig wird das auch die Kommunikation der Menschen weiter verändern.
Die 140-Zeichen-Politik des US-Präsidenten ist ja nur ein Fingerzeig. Ähnliches spielt sich in allen anderen Lebensbereichen ja auch ab. Daraus erwachsen Konsequenzen.
Konsequenzen auf allen Ebenen unserer Kommunikation.
Jeder Mensch nimmt Botschaften unterschiedlich wahr.
Bei aller digitalen Zukunfts-Euphorie sollten wir genau hinschauen, wie wir künftig unsere Kommunikation ausrichten.
Drei Kommunikationsebenen
Auf der Sachebene
erfährt die Kommunikation durch die Digitalisierung eine massive Einschränkung. Das hat Auswirkungen auf die Umsetzung. Inhalte müssen kurz und knapp, aber an sich verständlich, klar und präzise dargestellt werden. Zwangsläufig werden komplexe Sachverhalte oder mehrdeutige Formulierungen vereinfacht oder vernachlässigt.
Sozialebene
Menschen sind gleichzeitig Autoren, Adressaten und selbst Themen der digitalisierten Kommunikation
(s. Komunikation „24/7“).
Die Beziehungsebene wird durch diese Kommunikation … sie ahnen es, zwangsläufig vernachlässigt. Kommunikation kann praktisch anonym erfolgen und die Sozialdimension wird auf ein Minimum reduziert. Der Gesichtsausdruck während einer Aussage fehlt, die „hochgezogene Augenbraue“ oder der liebevolle Blick. Entscheidend ist nicht „wer“ sich an der Kommunikation beteiligt, sondern ob sie auf fruchtbaren Grund fällt und weitere Kommunikationen ermöglicht. Hier verflacht unsere so ungemein vielseitige Kommunikation. Künftig werden sich immer weniger Fragen nach Beziehungen stellen, immer häufiger werden Schnittstellen die dominante Rolle spielen. Wir werden lernen müssen, damit umzugehen, uns neue Beziehungsanbahnungen selbst zu ermöglichen. Tun wir das nicht, werden wir uns dauerhaft entsozialisieren.
Zeit- und Mengenebene
Bereits heute sind viele Menschen mit der Informationsmenge und -Geschwindigkeit überfordert (mehr dazu später in meinem Blog, unter anderem dann auch valide Zahlen).
In kürzester Zeit können wir über unendlich große (weltliche) Distanzen nahezu unendlich große Datenmengen (Informationen) kommunizieren. Server sind damit nicht überfordert. Menschen sehr wohl, denn sie müssen die Datenmengen verstehen, priorisieren, sie weiterverarbeiten, Entscheidungen treffen und weiter kommunizieren.
Auswirkungen
ier werden wir Regeln und Strukturen brauchen, die allen Menschen ermöglichen innerhalb eines sozialisierten Rahmens miteinander zu kommunizieren.
Die inhaltliche Verknappung wird paradoxerweise einen vermehrten Kommunikationsaufwand zur Folge haben. Alles was nicht präzise und abschließend deutlich dargestellt werden konnte, wird erst nachgefragt werden um dann erneut, bestenfalls eindeutig übermittelt zu werden.
Missverständnisse werden nicht nur weiter ausufern, sie sorgen für interpretatorischen Freiraum und damit für mehr Unmut. Und damit wieder für Stress.
Wir erleben das derzeit am eindrucksvollsten im Bereich der sogenannten „politischen fake news“. Andere Bereiche werden hier „lernen“, bald könnten auch andere Lebensbereiche wie die Wirtschaft von diesem Phänomen stärker betroffen sein, als bisher.
Sowohl topographische, als auch organisationale Grenzen werden von jedweder Daten-Kommunikation überwunden. Die Fragen, welche Information wen wann und wo erreichen müssen, dürfen oder sollen müssen neu beantwortet werden.
Vernetzung wird zu so etwas wie dem elften Gebot (keine Blasphemie-Absicht!), die Einrichtung von Schnittstellen eine der großen Herausforderungen und die Einrichtung von Schutz- und Abwehrmaßnahmen gegen Datenklau oder andere manipulatorische Eingriffe vermutlich eine noch größere Aufgabe.
Unternehmen, Institutionen und Organisationen haben den Mitarbeitern im vordigitalen Zeitalter durch ihre Arbeitsplatz-Struktur und – Organisation die Möglichkeit zu direkter Interaktion gegeben. So war direkte, persönliche Kommunikation nahezu in jedem Augenblick möglich. Dadurch konnten Mitarbeiter Beziehungen aufbauen. Beziehungen sorgen für Nähe, für ein Gefühl von Gemeinsamkeiten und Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Und mit all dem für ein Grundbedürfnis, für Sicherheit.
Digitale Revoution – Segen und Fluch zugleich
nd heute? Und vor allem in Zukunft?
Wir werden andere, neue Strukturen entwickeln müssen, um den Menschen Möglichkeiten zu geben, sozialverträglich miteinander zu kommunizieren. Als Gegengewicht zur Anonymität der digitalen Kommunikation. Sinnvermittlung statt Sinnverknappung. Werte statt Daten-Wirrwar.
Seit gut einem Jahrzehnt nimmt die Digitalisierung ständig mehr Fahrt auf. Langsam aber stetig ändern sich unsere Verhaltensweisen. Wir passen uns an. Die Digitalisierung konditioniert uns gewissermaßen, langsam aber stetig.
Das Internet ist eine großartige Errungenschaft. Es bietet ungeahnte positive Möglichkeiten.
Die Digitalisierung wird aus guten Gründen als Revolution bezeichnet.
Lassen Sie uns gemeinsam auch die Tücken erkennen und an Ihnen arbeiten.
Im Privatleben erleben die meisten Menschen die Online-Welt als großen Mehrwert, denn sie eröffnet gebührenfreie Kommunikationsprogramme oder ungeahnte Spielewelten.
Noch vor 15 Jahren mussten wir Menschen andere Menschen treffen, um dem eigenen Gefühl von Vereinsamung zu entgehen. Oder besser, um ein Sozialleben zu erleben.
2017 treten viele Menschen nur noch online mit Anderen in Kontakt. Ein trügerischer Kontakt.
Denn der Online-Kommunikation fehlt das, was Kommunikation erst zu einem sozialen Erleben macht:
Wahrnehmbare Gefühle.
Gefühle werden offenbar, wenn wir Menschen uns ganzheitlich wahrnehmen können, also mit allen Sinnen. Online fehlen meist vier von fünf verfügbaren Sinnen, die als „Botschafter“ dienen.
So wird Kommunikation eindimensional und damit belanglos und austauschbar.
Vor allem die Körpersprache fehlt. Körpersprache ist beispielsweise bei einer Rede mitentscheidend für Erfolg oder Misserfolg. Darüber, ob der Redner seine Zuhörer erreicht, oder nicht. Wenn dieser mitentscheidende Faktor also dauerhaft fehlt, wie soll Kommunikation funktionieren? Abgesehen davon, dass auch der zweitwichtigste Faktor, unsere Stimme, nicht als Stimmungsbarometer dienen kann.
Geschweige denn Körperkontakt. Allein jemandem die Hand zu geben bedeutet oft enorme Erkenntnis, ob mental oder emotional.
Ernstzunehmende und andauernde Sozialkontakte sind aus sozial-kommunikativer Sicht auf digitalem Wege unmöglich. Wie in so vielen Lebensbereichen sind auch hier die Hauptleidtragenden Kinder und Jugendliche. Sie sind anfällig dafür, sich in einer sozialen Ersatzwelt einzurichten. Ohne wahrhaften zwischenmenschlichen Kontakt. Dies wird sich sowohl auf die soziale Kompetenz als auch auf das psychische Befinden auswirken.
Valide Angaben lassen sich dazu noch nicht machen.
Allenfalls teilweise bestätigte Vermutungen:
Online-Kommunikation führt langfristig zu schleichender Vereinsamung und sozialer Entfremdung.
Hier gilt es gegenzusteuern. Mir scheint das in Zeiten der digitalen Verknappung eine gesellschaftliche Aufgabe zu sein. Im Kindergarten, in der Schule, vor allem natürlich zuhause, im Verein; überall sollten wir künftig unsere Werte wieder in den Fokus nehmen.
Und dazu gehört, sich gegenseitig als soziales Wesen ernst zu nehmen. Sich zu respektieren.
Wir sollten uns wieder mehr Zeit für das Gespräch nehmen. Wieder lernen zuzuhören, in Ruhe zu reflektieren und uns gegenseitig Raum für Gedanken lassen, die wir uns dann gegenseitig wieder mitteilen können.