Warum ist eine Vision gerade jetzt so wichtig?
Und wie passt der Gedanke der Nachhaltigkeit dazu?
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elmut Schmidt soll ja seine eigene Auffassung zum Thema Vision gehabt haben:
„Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.“
Wie immer kommt es ja auf den Kontext an und dazu befand der Ex-Kanzler, es sei wohl eine pampige Antwort auf eine dusselige Frage gewesen.

Nun, im Kontext von strategischem Handeln taucht die „Vision“ immer wieder auf.
Und damit gleichermaßen viele Fragen.
Welche Vision haben wir, hat die Organisation, hat der Chef, haben wir als Privatmensch?
Haben wir überhaupt eine Vision?
Was ist denn eigentlich eine Vision?
Wofür soll sie gut sein, was macht sie, ist sie wirklich wichtig oder vielleicht total überbewertet?

Die VISION

Abgeleitet vom lateinischen Wort visio für „Anblick, Erscheinung“ wird die VISION im Kontext mit Organisationen meist als das innere Bild einer Vorstellung bezeichnet, das sich auf die Zukunft bezieht. Zunächst ist es nur eine vage Vorstellung, die später immer mehr Konturen bekommt und sich schließlich zu einer konkreten Idee entwickelt. Aus dieser Idee erwächst ein Ziel, beispielsweise die mittel- und langfristige Ausrichtung einer Organisation. Das kann ein Unternehmen sein, eine NGO oder auch ein Verwaltungsorgan.
Die Vision beschreibt also das Bild eines zukünftigen gewünschten Zustands.
Sie sollte emotional ansprechend sein, klar in der Sache und damit Inspiration und Motivation.

Nie zuvor vollzog sich der Wandel schneller, als heute. Nie zuvor waren Ökonomie, Ökologie und Soziologie weltweit so eng und nahezu schicksalshaft miteinander verbunden, als heute. Und nie zuvor hat eine technologische Entwicklung eine kulturelle Revolution nach sich gezogen, so wie wir sie gerade erleben. Wenn wir die Erde lebenswert erhalten wollen, muss jede VISION den Gedanken der Nachhaltigkeit in sich tragen.

Der Sozialpsychologe Prof. Dr. Harald Welzer sprach sich auf der ersten Dialogkonferenz  „RENN.tage Berlin 2017“ für einen kulturellen Wandel aus. Für Politik und Wirtschaft sei Nachhaltigkeit zwar kein Fremdwort mehr, doch die Mitte der Gesellschaft habe das Thema längst nicht erreicht. Vor allem der Technikglaube der Menschen verhindere Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit.
Und weiter sagte der Direktor der Stiftung FuturZwei / Stiftung Zukunftsfähigkeit:
„Es geht nicht darum, noch mehr Wissen über die Folgen des Klimawandels anzuhäufen oder gar um moralische Ansprüche. Vielmehr geht es darum, gute zukunftsfähige Beispiele zu finden. Etwa beim Verkehr. Gebe es ein gutes öffentliches Verkehrssystem in Deutschland, würden die Menschen dies nutzen und weniger Auto fahren. Wir können eine andere Art der Mobilität praktizieren.“

Mit den kulturellen Veränderungen würde auch ein nachhaltiger Lebensstil zum Standard. Denn den Bürgern wird klar: Alternative Handlungsweisen sind attraktiv, vorteilhaft und sinnvoll. Nachhaltigkeit wird dann ein positiver Nebeneffekt.

Mit kleinen Projekten große Wirkung erzielen

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chauen wir mal auf eine Stadt. Da wäre es doch ein nachvollziehbarer Gedanke, würde beispielsweise der Bürgermeister folgende Vision formulieren: „Wir wollen bis 2030 eine sichere, nachhaltige und schuldenfreie Stadt werden, die für Bürger wie Unternehmen gleichermaßen positive Impulse setzt, um damit ein attraktiver Lebens-, Arbeits- und Wohn-Ort zu sein.“

Visionen sollten für Mitarbeiter sinnstiftend sein.
Ein Beispiel für ein Unternehmen: „Wir wollen bis 2025 mit dem Umsetzen unserer weiterentwickelten Unternehmenskultur das Klima für zufriedene Mitarbeiter schaffen, um so den Herausforderungen der Transformation gerecht zu werden und unsere führende Marktposition weiter zu festigen.“

Oder der so oft fokussierte Verkehr: Wir wollen in unserer Region ein Nahverkehrskonzept, das mit der Ergänzung eines mittelfristig elektrischen Individualverkehrs allen Mobilitätsansprüchen gerecht wird.

Jede Vision ist bestenfalls für alle Beteiligten attraktiv.
So wirkt sie motivierend und es besteht die große Chance, dass möglichst viele Beteiligte „mitgehen“.
VISIONEN sollten schriftlich festgehalten werden, so kann jeder zu jeder Zeit darauf zurückgreifen.
Von enormer Bedeutung ist natürlich die Vermittlung einer VISION.
Wie bringt man sie nun am besten „unter´s Volk“, unter welches auch immer.

Kommunikation macht den Unterschied

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ier gilt zunächst einmal das Top-down Prinzip.
Die Führungskraft, der Leiter der NGO, der Bürgermeister in einer Stadtverwaltung ist erst einmal für die Kommunikation verantwortlich. Oder der/die Kommunikationsbeauftragte/n.
Menschen müssen mit Glaubwürdigkeit, Begeisterung, Leidenschaft, Know-How und Überzeugungskraft für eine Vision begeistert werden.
Es geht darum, die Menschen beinahe wie mit einem Virus anzustecken, sie zu motivieren, sie mitzunehmen auf einen neuen Weg. Kommunikation muss Wirkung erzielen, die Menschen berühren.

Damit das gelingt, ist es bedeutsam, Perspektiven zu eröffnen, die Fragen nach dem WIE zu beantworten und vor allem, das eigene Handeln daran auszurichten.

Ein paar simple Beispiele:
Das Unternehmen schreibt sich auf die Fahne, nachhaltiger zu arbeiten und Ressourcen zu sparen.
Es wirkt dann wenig überzeugend, wenn die Abteilungsleiter 45 PS-starke Elektroautos bekommen und der Geschäftsführer nach wie vor in seiner 260-PS-Turbo-Diesel-Limousine herumrauscht.

Es ist wenig überzeugend, wenn der Bürgermeister zwei Elektrofahrräder anschafft, um „Klimaschutz zu betreiben“, dies allerdings die einzige nennenswerte Aktion bleibt, ganz zu schweigen von einem erkennbaren Konzept, einer langfristigen Strategie oder gar einer VISION.

Es ist wenig zielführend, wenn der Junior-Geschäftsführer eines mittelständischen inhabergeführten Unternehmens seine VISION von der Marktführerschaft postuliert; von seinem patriarchalischen Vater, dem Senior-Chef täglich konterkariert wird, indem der Veränderungen schlicht ablehnt.

Gerade bei den Themen Nachhaltigkeit, Nachfolgeregelung und Unternehmenskultur, um nur einige wichtige zu nennen, ist es in den komplexen Zeiten unseres Transformationszeitalters von größter Bedeutung, VISIONEN zu formulieren, Strategien zu entwickeln und Ziele zu definieren.
Und dann braucht es „nur“ noch den gangbaren Weg, um das Ziel zu erreichen.

Klar, dass die Notwendigkeit von Visionen auch die Führungskultur massiv beeinflusst.
Dazu bald mehr hier ….